Nach unseren zwei Tagen an den Niagara Fällen sind Miriam und ich für eine Woche zu meiner Schulfreundin Kerstin zum Lake Ontario gefahren. Kerstins Freund kommt aus Kanada und im Moment leben sie mit ihrer kleinen Tochter hier, und da haben wir uns die Chance für einen Besuch natürlich nicht entgehen lassen.
Mit Kerstin ist überhaupt erst die Idee für meine Reise entstanden. Und peinlicherweise durch einen groben geographischen Schnitzer meinerseits… Letztes Jahr im Winter haben wir uns getroffen und sie hat mir erzählt, dass sie im Winter 2015/16 in Ontario sein wird. Ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass ich im Januar gerne an einer Konferenz in Portland teilnehmen wollte, also hab ich mir schnell den Diercke aus dem Regal gegriffen und auf der Karte nachgeguckt, wie Portland und Lake Ontario sich so zueinander verhalten. Ich hab dann sofort gesehen, Portland, Ostküste, ca. 500 Kilometer: Super. Kerstin, ich komm dich besuchen! So fing also der ganze Plan an, und erst Monate später, als fast alle Flüge gebucht waren hab ich durch einen Kommentar von meinem Vater bemerkt, dass das Portland in dem ich meine Konferenz habe dummerweise das an der Westküste ist… Also knapp 4000 km weiter westlich… Naja, im Endeffekt macht es dann doch wieder nur einen kleinen Unterschied, das wir ja auch noch Denver und Seattle mitnehmen, aber diese Geschichte verfolgt mich als Geographin doch… Was müssen die Orte in den USA auch alle gleich heißen.
Kerstin und Matt haben uns aus Oshawa abgeholt, bis wo wir mit dem Zug fahren konnten. Sie wohnen sehr abgelegen im Prince Edward County, ohne Auto ist da kaum was zu machen. Miriam und ich haben uns sehr gefreut, nach vier Tagen in Städten endlich wieder ein bisschen Natur zu sehen, und davon gab es viel! Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich keine Ahnung hatte, wie schön es in Kanada an den großen Seen ist. Man hat das Gefühl, man wäre am Meer, da die Seen (bzw. der See den ich gesehen habe, Lake Ontario) so riesengroß sind, dass man das andere Ufer gar nicht sehen kann. Es gibt richtige Strände, und am ersten Tag sogar richtig hohe Wellen, da es so windig war.
Einen super Einstieg ins ländliche Kanada haben mir dann Matts Bruder und zwei seiner Freunde geliefert, die abends noch vorbei kamen um mir Hallo zu sagen. Nach einem anstrengenden Reisetag stand ich dann also da und gab plötzlich drei bärtigen Männern die Hand, die ölverschmierte Pranken vom Schrauben am Schneemobil hatten und mich am liebsten direkt eine Runde mitgenommen hätten. Und das habe ich in den nächsten Tagen immer wieder gemerkt, wie unglaublich freundlich die Kanadier sind. Jeder grüßt jeden, alle sind höflich, und hier werden wirklich keine Häuser abgeschlossen. Also auch von der menschlichen Seite her ein unglaublich angenehmes Reiseland!
Die ersten Tage waren die Temperaturen noch moderat, dann kamen aber zwei Tage in denen es nachts bis auf -20 und tagsüber im Wind durchaus noch bis auf -15 Grad runterging. Miriam und ich waren total fasziniert von der Winterlandschaft, es war alles wie verzaubert. Morgens hat der See richtig gedampft, da er noch deutlich wärmer ist als die Umgebungsluft. Der Wind war zwar eisig kalt, aber in der Sonne war es sogar bei -15 Grad gut auszuhalten. Da fühlen sich 0 Grad im Regen in Münster oft schon deutlich ungemütlicher an.
Wir haben dann viele Spaziergänge gemacht, waren einmal in Kingston und haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, Schlitten zu fahren. Der kanadische Schlitten, den Matt hervorzauberte war allerdings nicht so ein aufwändiges Holzding wie ich das kenne, sondern eigentlich nur ein Stück Plastik. Der ging aber gut ab, und wir haben uns alle todesmutig den Hang runter gestürzt und hatten viel Spaß!
Die eine Woche hier ist wie im Flug vorbei gegangen, und wir hatten eine wunderschöne Zeit! Kerstin und Matt waren die perfekten Gastgeber, und ich bin sehr froh dass wir so viel Zeit zusammen verbringen konnten und ich ihre Tochter kennenlernen konnte. Vielleicht können wir ja nächstes Mal im Sommer wiederkommen, und auch diese Seite von Ontario kennenlernen…
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