Also wie gesagt, der eigentliche Grund für unsere Reise war eine Konferenz in Portland, an der ich teilgenommen habe. Die Konferenz ging über drei Tage, anschließend hatten wir noch zwei weitere Tage in der Stadt bevor es weiter nach Mexiko ging. Die ersten drei Tage waren ziemlich stressig für uns, die Konferenz war zwar super, aber ich hatte ja keine Kinderbetreuung für Miriam. Zum Glück gab es in Portland eine Tageseinrichtung, in der man Kinder auch ohne Anmeldung abgeben kann, und Miriam hat sich auch wohl dort gefühlt. Die Konferenz ging aber bis samstags, und samstags hatte „we village“ zu, also musste ich für den Tag dann noch eine Babysitterin organisieren, was dann auf den letzten Drücker noch durch die Hilfe von meinen Freunden aus Seattle geklappt hat (und leider ein Vermögen gekostet hat…). Mit der war Miriam aber nicht so glücklich, was dann dazu führte, dass ich sie zu den letzten Sessions der Konferenz einfach mitgenommen habe. Man soll Kinder ja früh der Wissenschaft aussetzen habe ich mir gedacht. Miriam war allerdings relativ unbeeindruckt und ist direkt nach dem ersten Vortrag eingeschlafen :-).
Insgesamt hatte ich das Gefühl, die Hälfte unserer Zeit in Portland haben wir im Bus oder in der Bahn verbracht… Es gibt zwar ein super öffentliches Verkehrssystem, aber unser Hotel lag so ungünstig, dass wir diese auch bis zum letzten nutzen mussten. Außerdem hat es fast die ganze Zeit geregnet bzw. gefieselt, zum Laufen hat das nicht gerade eingeladen.
Als dann also die Konferenz endlich zu Ende war, hatten wir noch eineinhalb Tage zum Erkunden. Miriam und ich hatten aber beide keine Lust mehr auf Stadt, also sind wir in den Washington Park gefahren. In Portland gibt es wirklich unglaublich viel Parks und Waldgebiete ganz in der Nähe der Stadt und vor allem gut erreichbar mit der Bahn. Ich bin ja auch nicht so der Hitze-Fan, also dachte ich müssen wir die gemäßigten Breiten noch ein wenig ausnutzen, bevor es ins heiße Mexiko ging.
Ganz meine Tochter hat Miriam sich dann aus einer Auswahl an Museen und Attraktionen im Washington Park das World Forestry Center ausgesucht! Ja, ein Waldmuseum. Und wir waren nicht nur einmal dort, sie konnte gar nicht genug bekommen und wir mussten am nächsten Tag nochmal zurück. Das ist aber auch wirklich ein schönes Museum, alles total anschaulich und interessant und wir hatten eine tolle Zeit. Und natürlich hat Miriam auch immer wieder andere Kinder aufgegabelt und ist dann mit denen durch das Museum getobt.
Lustig fand ich eine Station, in der Kinder lernen sollten Baumsetzlinge einzupflanzen. Die meisten in Miriams Alter fanden das total spannend, Miriam hat aber schnell das Interesse verloren und meinte zu mir: Pflanzen mach ich doch zu Hause in Kaule immer, finde ich langweilig… Und besonders beeindruckt hat sie ein Baumstamm, in den eine Flinte eingewachsen war. Vor 50 Jahren hat wohl jemand das Gewehr in eine Astgabel gelegt und dann vergessen, und der Baum ist drum herum gewachsen. Wie sowas passieren kann (von der Frage, wie man sein Gewehr vergessen kann bis zu der, wie der Baum das geschafft hat) hat Miriam sehr beschäftig und sie hat noch Wochen später davon gesprochen.
Anschließend sind wir noch zu einem Arboretum gelaufen, sowas wie ein riesiger botanischer Garten mit Baumarten. Zuerst sind wir in ein Schauer gekommen, aber zum Glück konnten wir uns im Besucherzentrum unterstellen und haben sogar umsonst Tee bekommen. Die Damen dort waren ganz aus dem Häuschen, als wir erzählt haben wir kommen aus Nepal, und wir mussten uns direkt ins Gästebuch eintragen.
Als das Wetter besser wurde, haben wir dann eine kleine Rundtour durch den Wald gemacht. Auf der Kinderkarte war angegeben, die Runde würde zwei Stunden dauern, wir waren aber schon nach einer durch… Miriam ist eben eine echte Wanderin, sie hält super mit mir Schritt! Und diese Tour war auch echt toll, wir sind zwischen unglaublich hohen Zedern gelaufen, alles war mit Moos und Flechten belegt und man fühlte sich wie im Märchenwald.
Wir sind uns auf jeden Fall beide einig, dass der pazifische Nord-Westen der USA unglaublich ist, und dass wir unbedingt mal im Sommer wiederkommen müssen. Miriam hat auf unserer Wandertour schon Picknickplätze ausgesucht, an denen wir uns dann ins Gras setzen könnten, wenn es nicht so viel regnen würde…
Am nächsten Tag sind wir dann mit Sack und Pack zum Flughafen gefahren und haben den USA „Bye bye“ gesagt. Ich muss sagen, vor unserer Reise habe ich mich vor allem auf die Menschen gefreut, die wir dort treffen würden, aber je länger wir unterwegs waren, desto mehr habe ich realisiert, dass auch das Land an sich wunderschön und vor allem unglaublich vielseitig ist. Mein Bild von den USA war ziemlich gefestigt, da hat sich jetzt auf jeden Fall einiges geändert! Wir haben einige wundervolle Wochen dort verbracht und planen schon bald unsere nächste Reise, um noch mehr zu entdecken!