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Nationalpark Torres del Paine mit Kind – Traum oder Albtraum?

Torres del Paine, Torres del Paine mit Kindern
Die Torres - Das Wahrzeichen des Nationalparks. Wunderschön, aber trotzdem hatten wir nicht nur gute Erfahrungen

Eine Patagonienreise ist nicht komplett ohne einen Besuch im Nationalpark Torres del Paine. Der Park ist wohl das, woran die meisten als erstes denken, wenn sie Patagonien hören. Also sollte es auch für uns dorthin gehen und wir haben uns ganze vier Tage Zeit genommen, den Park zu erkunden. Unsere Erfahrungen waren allerdings nicht nur positiv – was uns aufgestoßen ist möchte ich hier mal verarbeiten.

 

Torres del Paine mit Kind – Die Vorbereitung

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Ein Aufenthalt in Torres del Paine will gut geplant sein - ohne Reservierungen kommt man mittlerweile nichtmals mehr rein...

Wenn man mit Kind und Oma unterwegs ist, ist man nun mal nicht so flexibel als wenn man nur allein auf Tour ist, daher habe ich versucht möglichst viele Unterkünfte weit im Voraus zu buchen. Außerdem hatte ich natürlich mittlerweile auch gehört, dass man im Torres del Paine Nationalpark mittlerweile Monate vorher Plätze in den Hütten reservieren muss, da sonst alles weg ist. Gesagt getan, dachte ich mir – Pustekuchen. So einfach ist das nämlich gar nicht.

 

Ich habe zwei Monate lang Emails wie eine Verrückte geschrieben und keine vernünftige Antwort bekommen, ob sich jetzt noch was machen ließe, oder ob alles weg ist. Ich habe schließlich einen Kontakt bei der Agentur gefunden, die einen Teil der Hütten vermietet und habe dort für ein Dreitagespaket angefragt. Da ging es plötzlich ganz schnell, es waren noch Plätze da, allerdings müsse Miriam voll bezahlen. Das war mir aber zu blöd, 500 Dollar für ein Bett zu zahlen, in dem sie nicht schläft und für eine Vollpension, die sie sowieso nicht isst. Anders ließ es sich aber nicht lösen, die Logik der Dame war: Der Park ist nicht empfohlen für Kinder unter 12, daher gibt es keine Policy und damit muss sie voll zahlen… Und nach meinen wiederholten Nachfragen war wieder Funkstille.

 

Unterkunft Torres del Paine, Vorbereitung
Statt von Hütte zu Hütte zu wandern sind wir schließlich vier Tage in diesem Hostel an der Grenze des Parkes geblieben

Irgendwann habe ich dann Panik bekommen und habe angefangen, nach Hotels rund um den Park zu suchen. Die waren aber leider alle höllenteuer und dann teilweise noch eine ganze Ecke entfernt, so dass man nochmals in Transfer hätte investieren müssen. Schließlich habe ich ein Hostel genau an der Grenze gefunden, das sich auch darauf einließ Miriam nicht bezahlen zu lassen und habe kurzerhand ganz schnell gebucht, da uns so langsam die Optionen ausgingen. Vier Nächte lang sind wir dann also an der Laguna Amarga geblieben und von dort aus jeden Tag in den Park gegangen.

 

Als wir vor Ort waren, habe ich dann festgestellt, dass ich nicht die einzige war, die mit der Buchung Probleme hatte. Zwei verschiedene Betreiber betreuen die Hütten, Vertice im Westen des Parks und Fantastico Sur im Osten. Dadurch gibt es aber im Internet kaum leicht findbare Karten, auf denen alle Stopps eingezeichnet sind, da beide Betreiber natürlich nur die eigenen Hütten promoten. Dazu kommt, dass wohl Reiseveranstalter frühzeitig eine hohe Anzahl Betten blocken, diese Kontingente aber oft nicht ausgefüllt werden. Es wäre also für uns möglich gewesen, ganz kurzfristig vor Ort noch Hütten zu buchen, aber eben nicht mittelfristig im Internet. Und wie gesagt, ich war nicht die einzige die im Vorhinein an der Buchung verzweifelt ist! Ärgerlich und vor allem vollkommen unnötig, das könnte auch besser organisiert sein.

 

Es gibt zwei Wege, Torres del Paine zu erkunden – im Bus oder zu Fuß

Wasserfall Torres del Paine
Dieser wunderschöne Wasserfall war auch Ziel für viele Bustouren...

In den nächsten Tagen haben wir festgestellt, dass es zwei Arten von Torres del Paine Touristen gibt: Diejenigen, die eine Bustour buchen und von Viewpoint zu Viewpoint gekarrt werden, und diejenigen die wirklich im Park wandern gehen. An unserem ersten Tag hatten wir das Vergnügen (?), die erste Art näher kennenzulernen.

 

Wir waren am ersten Tag ziemlich platt und haben nur eine kürzere Wanderung zu einem wunderschönen Wasserfall gemacht, der allerdings auch über die Straße erreichbar war. Während wir uns dort aufgehalten haben, haben sicherlich zehn Busse gestoppt und haben ihren Inhalt im wahrsten Sinne des Wortes ausgeschüttet. Es war echt faszinierend zu beobachten, wie die Gruppen in ihren hochhackigen Schuhen und Stoffhosen den Hang runter gestolpert sind, am Wasserfall drei Selfies machten, in Gebüsch pinkelten und dann wieder in den Bus geladen wurden. Zehn Minuten später war dann die nächste Ladung da.

 

Wir haben uns das Schauspiel eine Weile angeguckt bis das Zeitfenster für die Bustouren wohl zu Ende war und kein Nachschub mehr kam. Miriam hat auf einem umgekippten Baumstamm gespielt, Annette hat sich ausgeruht und ich bin sogar eingeschlafen. Als ich nach 30 Minuten wieder aufgewacht bin, haben wir alle einen Fuchs beobachten können, der sich die Essensreste der Lunchpakete der Gruppen einverleibt hat. Es war eine wunderschöne, ruhige Atmosphäre und wir hatten einen tollen Nachmittag. Nicht zu vergleichen mit 5 Minuten Zeit pro Viewpoint für ein Selfie…

 

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... und als Belohnung für unsere Geduld haben wir dann noch diesen Zeitgenossen zu Gesicht bekommen

Zu meinem Schrecken musste ich feststellen – die Wanderer sind auch nicht besser

Am Gletscher sind wir fast weggeweht worden...
Am Gletscher sind wir fast weggeweht worden...

Am nächsten Tag hatten wir dann großes Glück und ein Mexikaner aus unserem Hostel, der ein Mietauto hatte, hat uns mitgenommen zum Anleger des Katamarans, mit dem wir dann auf die andere Seite zum Refugio Paine Grande gefahren sind. Von dort wollten wir in Richtung Gletscher Grey laufen und diesem so nah wie möglich kommen. Wir waren allerdings zeitlich ziemlich eingeschränkt, da wir um fünf Uhr das Boot zurück nehmen mussten.

 

Die Natur war unglaublich. Von der Hütte aus hatte man eine wunderbare Sicht auf die „Cuernos“, eine Bergformation auf der Südseite des Massivs. Der Weg war zwar ein wenig windig, aber wunderschön, und wir sind sogar bis zum Aussichtspunkt am Gletscher Grey gekommen. Ich konnte gar nicht genug bekommen und war wie high von der Schönheit die um uns war. Allerdings habe ich trotz meines Rauschzustandes schon bemerkt, dass die Leute die da rumliefen irgendwie komisch waren. Keiner grüßte, alle waren nur auf sich selbst fixiert, einige liefen sogar mit Ohrstöpseln rum. Wenn man sich auf einer schmalen Wegpassage entgegen kam wurde nicht gewartet sondern nach dem Motto „Der Stärkere gewinnt“ einfach drauf los gelaufen und irgendwie war die Atmosphäre einfach merkwürdig. Auch auf der Hütte später, in der wir einen Kaffee getrunken haben und auf das Boot gewartet haben herrschte eine ganz komische Stimmung. Viele Leute saßen alleine rum, kein Gelächter, irgendwie alles anders als ich das sonst von Wanderhütten kenne.

 

Torres del Paine, Wanderer
Egal wie, hauptsache ich komme zuerst oben an...

Unser blaues Wunder was die Leute betrifft haben wir dann aber am nächsten Tag erlebt. Es sollte zu den Torres selbst gehen, zur Basis der berühmten drei Steinnadeln, die dem Park seinen Namen geben. Diesmal hatten wir keinen privaten Shuttleservice und waren auf den Bus angewiesen, so dass wir mit ziemlich vielen Leuten gemeinsam loslaufen mussten. Diese Wanderung ist wohl die beliebteste des ganzen Parks und dementsprechend quälten sich auch die Massen den Berg hoch. Vor allem das erste Stück ist ganz schön steil und wir sind teilweise fast verzweifelt. Wieder das gleiche wie am Vortag, kein Grüßen, kein Lächeln, kein nettes Wort. Jeder läuft für sich und ohne Rücksicht. Es wird wild rechts und links überholt, dann nach der nächsten Biegung stehen geblieben und der Weg blockiert. Beim entgegenkommen wird nicht gewartet und wenn der andere wartet sich schon gar nicht bedankt.

 

Sogar Miriam hat gemerkt, dass das alles irgendwie nicht passt und wir haben uns immer unwohler gefühlt. Nach der starken Steigung ging es dann eine ganze Weile an einer Bergflanke entlang, der Weg war sehr schmal und es ging rechts echt Steil zu einem Fluss runter, der bestimmt 50 Meter weiter im Tal lag. Aber wer denkt, die Leute würden wenigstens hier mehr Rücksicht nehmen, hat sich geschnitten. Weiterhin wurde überholt, nicht gewartet und gerannt. Der Höhepunkt war dann, als ein Typ der uns mit seinem Monsterrucksack entgegenkam (im Laufschritt wohlgemerkt) meine Mutter mit dem Ding an der Schulter angestoßen hat, so dass sie fast den Hang runterfallen wäre. Ohne ein Wort der Entschuldigung ist er weiter – ich hab dann später auch gesehen warum: Er hat mit seinen Ohrstöpseln und der lauten Musik im Ohr gar nichts mitbekommen.

 

Je weiter es ging desto mehr Stress haben wir bekommen, einerseits musste ich auf Miriam aufpassen, dann ging es meiner Mutter aber auch gesundheitlich nicht so gut und sie hatte mit Schwindel zu kämpfen. Bis zu einer Hütte auf ungefähr einem Drittel des Weges haben wir es noch geschafft, dann haben wir entschieden umzukehren. Unglaublich, so eine Unverschämtheit und Rücksichtslosigkeit beim Wandern habe ich echt in meinem Leben noch nie erlebt. Auf dem Rückweg sind wir dann gegen den Strom gelaufen, wir hatten den Weg fast für uns alleine und konnten zum ersten Mal die schöne Natur genießen.

 

Der Weg schlängelt sich am Hang entlang und links geht es steil runter - eigentlich sagt einem doch da der gesunde Menschenverstand, dass man langsam geht und nicht überholt...
Der Weg schlängelt sich am Hang entlang und links geht es steil runter - eigentlich sagt einem doch da der gesunde Menschenverstand, dass man langsam geht und nicht überholt...

Am letzten Tag haben wir dann unsere Wanderung nach einem einzigen Prinzip ausgesucht: Keine Leute zu treffen. Das hieß für uns, einen Weg rauszusuchen der weder Teil des W- noch des O-Rundweges ist. Wir haben dann einen Stichweg ganz in der Nähe gefunden und hatten dort eigentlich den schönsten Tag unserer Zeit im Nationalpark Torres del Paine. Fernab vom Rummel haben wir einen Tag inmitten von Guanacos und Nandos verbracht und haben somit ein versöhnliches Ende mit dem Park gefunden.

 

Guanacos, Tiere in Torres del Paine
Die Guanacos hatten gar keine Scheu und waren auch an uns sehr interessiert...

Torres del Paine mit Kind – Mein Fazit

So wunderschön und beeindruckend die Natur im Torres del Paine auch war, ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich von den Menschen die wir dort getroffen haben echt schockiert war. Ich hatte oft das Gefühl, viele gehen gar nicht dort Wandern, weil ihnen die Natur gefällt, sondern weil man das halt gemacht haben muss, wenn man schon in Chile ist. Ich meine mal ehrlich, wer geht denn bitteschön mit Kopfhörern wandern? Ist es nicht gerade das schöne, dass es im Wald mal still ist, dass man den Wind hören kann, die Tiere? Und dadurch, dass die Leute eigentlich gar kein Interesse an der Natur hatten (jedenfalls viele), hatten sie auch keine Ahnung von Etikette beim Wandern oder von ganz grundsätzlichen Sicherheitsmaßnahmen. So unverschämt ich es auch finde, wenn man nicht zurückgrüßt wenn man sich über den Weg läuft, so ist es doch eine ganz andere Nummer jemanden fast den Berg runter zu schubsen, weil man mal eben schnell überholen will.

 

Ich glaube, ich würde nicht nochmal in den Nationalpark Torres del Paine fahren – jedenfalls nicht in der Hochsaison. Die Preise sind unglaublich und oft auch nicht mehr gerechtfertigt, mit den Leuten haben wir nur schlechte Erfahrungen gemacht, und die Natur ist auch in anderen Nationalparks in Patagonien wunderschön. Eigentlich schade, dass ein so toller Ort für uns durch diese Erfahrungen so viel verloren hat!

 

Wart ihr schon mal im Torres del Paine? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder ging es euch ganz anders? Kennt ihr andere Wanderwege, auf denen es mittlerweile ähnlich zugeht? Ich freue mich auf Rückmeldungen!

 

 

 

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Lydiaswelt (Donnerstag, 23 Februar 2017 18:18)

    Schade, dass ihr so schlechte Erfahrungen machen musstet.

  • #2

    Eva (Donnerstag, 23 Februar 2017 23:52)

    Liebe Lydia,

    danke für dein Mitgefühl :-) Wir haben dann noch das Beste draus gemacht...

    Viele Grüße,
    Eva

  • #3

    Lisa (Mittwoch, 15 März 2017 11:03)

    Hallo Eva,

    ich bin selber gerade erst aus dem Park zurückgekommen, wo ich das gesamte W-Trekking gewandert bin. Ich find es total schade, dass du diese schlechten Erfahrungen gemacht hast, die ich eigentlich nicht nachvollziehen kann. Klar, ein paar Idioten gibt es immer da draußen, aber eigentlich waren alle Leute sehr freundlich und rücksichtsvoll. Jedenfalls scheint es eine gute Entscheidung gewesen zu sein, nicht in der Hauptsaison, sondern erst Ende Februar in das Abenteuer Patagonien gestartet zu sein!
    Ich hoffe, dass der Gesamteindruck eurer Reise trotzdem positiv war!
    Liebe Grüße
    Lisa