Jetzt hatten wir es also nach sechs Tagen Aufstieg bis hoch ins Annapurna Base Camp geschafft. Mitten in den Wolken waren wir am späten Nachmittag an den Schild angekommen, das uns willkommen hieß. Ich war unglaublich stolz auf Miriam, die mit ihren acht Jahren schon wieder einen Meilenstein geschafft hatte. Ein kleines bisschen mussten wir noch weiter hoch, bis wir zu den Guesthouses kamen, die im Basecamp stehen. Eigentlich wollten wir noch die Umgebung erkunden, den Gletscher angucken und auf eine kleine Anhöhe steigen, aber bei dem miserablen Wetter und unserem desolaten Zustand wurde daraus nichts. Stattdessen habe ich eine Tasse Ingwerwasser nach der anderen getrunken und mich einfach an der Tatsache erfreut, dass wir endlich oben waren. Miriam hat sich wieder unsere Träger geschnappt und Karten gespielt.
Nach zwei Stunden riss dann plötzlich doch noch kurz die Wolkendecke auf und man konnte ein wenig erahnen, wie das Panorama hier normalerweise aussieht. Nach einigen kurzen Blicken auf den Fishtail machten die Wolken aber wieder zu, und schnell wurde es auch dunkel. Wie die Sardinen an den Tisch gequetscht – wieder neben einer koreanischen Gruppe - haben wir schnell unser Abendessen verdrückt, bevor wir dann früh schlafen gingen. So jedenfalls der Plan…
Eine unruhige Nacht im Annapurna Base Camp
Ich kann in der Höhe nie gut schlafen, ab 3500 m ist mein Schlaf sehr unruhig und ich liege viel wach. Im Annapurna Basecamp hatten wir ein Bett im Schlafsaal mit 14 anderen Leuten, und die wollten leider nicht alle früh ins Bett. Jedes Mal, wenn ich es mal geschafft hatte, einzuschlafen kam wieder jemand rein, machte die Glühbirne genau über meinem Kopf an und fing an, laut im Rucksack – gerne auch in Plastiktüten – zu kramen. Irgendwann habe ich mir einfach nur gewünscht, dass diese Nacht endlich zu Ende ist – bis ich dann natürlich kurz vor dem Morgengrauen endlich eingeschlafen bin. Da man den Sonnenaufgang im Annapurna Basecamp aber nur einmal im Leben sieht, habe ich mich natürlich als der Wecker klingelte trotzdem aus den Federn gequält und die protestierende Miriam geweckt. Sie konnte in dem Moment so gar nicht verstehen, warum sie das warme Bett verlassen sollte.
Nach ein wenig Diskussion haben wir es dann aber nach draußen geschafft, und der Ausblick hat auch Miriam überzeugt. Die aufgehende Sonne färbte die Bergspitzen von orange bis rot in verschiedensten Farbtönen, und es war unglaublich diese majestätischen Riesen um uns herum zu sehen. Erst jetzt realisierte ich so richtig, dass wir in einem Bergkessel waren und von 7000endern umgeben waren. Ein ganz besonderer Moment, den Miriam und ich gemeinsam genossen haben.
Nach 7 Uhr fing es dann an hektisch zu werden. Viele, die keinen Schlafplatz im Annapurna Base Camp bekommen hatten, waren früh morgens im Machhapuchre Basecamp aufgebrochen und kamen jetzt an. Die Helikopterflüge von Pokhara fingen auch an. Hier kann man von Pokhara aus für 20 Minuten ins Basecamp fliegen – was dann dazu führt, dass einige Damen dort im Kleidchen und mit Highheels für die Instagrambilder rumlaufen. Sehr skurril.
Der Abstieg vom Annapurna Basecamp
Wir hatten einen unglaublich langen Tag vor uns, da wir bis nach Sinuwa absteigen wollten. Nach einem schnellen Frühstück haben wir uns also auf den Weg gemacht, um den Weg für den wir nach oben drei Tage gebraucht hatten an einem wieder runter zu gehen. Vor allem auf dem ersten Stück machten wir jedoch viele Fotopausen, da die Aussichten einfach zu bombastisch waren. Der Fishtail war immer in unserem Blickfeld und präsentierte sich von der anderen Seite – dies hatte ich so natürlich noch nie gesehen. Hinter uns zog sich das Wetter jedoch auch wieder zu, so dass wir uns beeilten um aus dem Bergkessel wieder herauszukommen.
Theoretisch stiegen wir ab – aber wer sich an Teil II meines Artikels erinnert, der weiß auch noch, dass es auf dem Hinweg hoch und runter ging – also eben auch auf dem Rückweg. So schnell wie wir konnten liefen wir Kilometer um Kilometer, ganz schafften wir es aber doch nicht. Ungefähr eine halbe Stunde, bevor wir Sinuwa erreichten, holte uns die Dunkelheit ein und die letzte Strecke liefen wir mit Taschenlampen. Vollkommen erschöpft kamen wir nach über 9 Stunden unterwegs am Guesthouse an und fielen nur noch in die Betten. Im Nachhinein betrachtet wäre es besser gewesen, hier einen extra Tag einzuschieben, da es am Ende nur noch Quälerei war.
Entspannung in den heißen Quellen
An unserem letzten vollen Wandertag ging es dann wirklich nur noch runter, und zwar so richtig. Über unzählige Treppen stiegen wir von ca. 2300m auf 1600m zum Ort Jhinu ab. Hier gibt es heiße Quellen, in denen man seine müden Muskeln einweichen kann und sich von den Strapazen der letzten Tage erholen kann. Wo Miriam die Energie her hatte, auch hier noch wild zu spielen, zu tauchen und zu springen weiß ich auch nicht… Und von dem einen Bier das ich hier getrunken habe, hatte ich auch sofort einen im Tee…
Nachdem die ganze Gruppe ihren Erfolg abends gefeiert hat – zum ersten Mal seit Tagen konnten wir auch ohne Sonne mal wieder draußen sitzen – ging es dann am nächsten Tag das letzte Stück bis zum Straßenanfang. Vorher mussten wir aber noch eine unglaublich lange Brücke überqueren, bei der ich doch auch sehr aufpassen musste, nicht nach unten zu gucken. Von dort haben wir einen Bus gemietet, der uns alle auf der Ruckelpiste wieder bis nach Nayapul gefahren hat. Auch wenn es schön gewesen wäre, die Tour „rund“ zu machen, so hatte nach dem Gewaltmarsch am Vortag keiner mehr Lust, nochmals 8 Stunden zu laufen. Außerdem wäre der Weg der Straße entlang gegangen – etwas ganz anderes, als die Pfade vorher.
Und so sind wir schließlich am achten Tag unseres Abenteuers wieder mit dem Bus zurück nach Pokhara gefahren. Dort haben wir erstmal ausgiebig geduscht, eine Pizza und ein dickes Eis gegessen. Das hatte Miriam sich wirklich verdient, nach dem was sie wiedermal geschafft hatte. Sie ist halt einfach ein absolutes Wanderkind!
Kennst Du schon Teil I und Teil II unseres Berichtes? Und weißt du schon alles über unsere 1000 K Challenge, bei der wir für den guten Zweck wandern? Miriam und ich würden uns sehr über Unterstützung für unsere Projekte freuen!
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Ines (Donnerstag, 14 Februar 2019 09:08)
Damals 2012 da gab es noch keine Heli Flüge für Stöckelschuhträgerinnen � Aber meine Nacht im Bace Camp war eine der schlimmsten in den Bergen. Kalt , kälter, am kältesten. Die Lodge damals hatte nur eine Aussenbbretterbuden Toilette und die war rings um total vereist. Rate mal wo ich mit einem Schuh rein gerutscht bin � Für mich war es aber die schönste Tour in Nepal. Es war Februar, es war fast leer an Menschen, es war strahlend blauer Himmel, es war um uns herum alles weiss......es war perfekt !