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Die besten Tipps einer Flugbegleiterin – Wie ist stressfreies Fliegen mit Kindern für Familien und Mitpassagiere möglich? (Interview)

Mit Kind im Flieger kann es ganz schön anstrengend werden - für alle Beteiligten (Foto: Steven Thompson on Unsplash)
Mit Kind im Flieger kann es ganz schön anstrengend werden - für alle Beteiligten (Foto: Steven Thompson on Unsplash)

Fliegen mit Kindern ist so ein Thema an dem sich die Geister scheiden. Einige sagen man sollte warten bis Kinder älter sind, andere fliegen am liebsten mit Babies. Für einige Familien geht nichts über einen Tagflug, andere sind immer nur nachts unterwegs. Und die Mitpassagiere sind immer ein Thema - einige sind verständnisvoll, andere schnell genervt, und es vergeht kaum ein Monat in dem nicht ein Video im Internet kursiert auf dem sich wahlweise ein Kind, dessen Eltern oder die Mitflieger daneben benehmen.

Miriam ist mittlerweile eine professionelle Fliegerin, sie lässt sich durch nichts schocken. Das war aber nicht immer so, ich kann mich noch gut an den ersten Flug erinnern. Sie war zehn Monate alt und es sollte nach Oslo, Norwegen gehen. Dieser Flug ist meiner Mutter und mir immernoch als ein absoluter Höllenritt in Erinnerung, Miriam hat drei Stunden lang gebrüllt wie am Spieß und sich nicht beruhigen lassen. Sie wollte partout nicht auf meinem Schoß sitzen und zu einem Zeitpunkt hat sie sich mit Ninja-Technik von meinem Arm gerobbt, ist unter den Sitz meines Vordermanns gekrochen und hat sich dort festgekrallt. Kurz hab ich überlegt, ob ich sie einfach dort liegen lasse - ich wusste mir nicht mehr zu helfen. Unsere Mitreisenden taten mir sehr leid, aber zum Glück hatten alle viel Verständnis für unsere Situation.

Seitdem ist das Fliegen bei uns immer besser geworden - auch wenn wir aus anderen Gründen so einige Katastrophen erlebt haben. Und auch mit dem Jetlag mit Kindern kommen wir immer besser klar.

Aber was denkt eigentlich das Flugpersonal über das Fliegen mit Kindern? Und gibt es einige No Go´s, die man sich auf jeden Fall sparen sollte? Ich konnte mit Delia von Delia wings darüber sprechen. Delia ist seit 2010 Stewardess in einer großen deutschen Airline. Außerdem ist sie die Mutter eines knapp zwei jährigen Rackers, mit dem sie auch privat oft fliegt.

Denkst du es ist mit Kindern einfacher, nachts oder tagsüber zu fliegen? Da gibt es ja immer wieder Diskussionen in den Reisegruppen was da besser passen würde.

 

 

Erfahrungsgemäß kommt es ganz auf das Alter der Kinder an und darauf, wie lang der Flug ist. Kleinkinder werden abends müde und das ist natürlich viel einfacher, wenn der kleine Mensch während eines langen Nachtfluges schläft, statt durch die Gänge rennen zu wollen. Größere Kinder verstehen schon, was vor sich geht und wollen gerne alles mitkriegen und sind aufgeregt - da passt ein Tagflug vielleicht besser. Babys hingegen haben meist eh noch keinen richtigen Schlafrhythmus, aber schlafen an Bord auch recht viel, durch das Rauschen und die seichten Bewegungen des Flugzeugs. Eine Kurzstrecke würde ich mit Kindern jedoch immer am Tage machen. Eltern wissen, wie ungnädig (kleine) Kinder werden, wenn sie durch den Aussteigevorgang geweckt werden.

 

 

 

Gibt es für dich ein Alter, in dem man das Fliegen ganz lassen sollte?

 

 

Man darf mit einem Baby fliegen, welches eine Woche alt und gesund ist. Ob man das tun sollte, liegt in der Entscheidung der Eltern, jedoch bin ich erst mit meinem Sohn geflogen, als er ein Jahr alt war. Die Flugzeugluft ist dünn und zugig - außerdem wird die Luft umgewälzt und trägt Bakterien und Viren in sich durch mitreisende Fluggäste. Ein Urlaub mit Baby soll Spaß machen und nicht gleich mit einer Erkältung beginnen.

 

 

 

Kannst du es gut nachvollziehen, wenn kinderlose Reisende sich über Kinder im Flieger aufregen? Gibt es No Go's von Eltern, die dich auch nerven?

 

 

Es kommt ganz darauf an: Wenn ein Baby schreit und es sich nicht beruhigen lässt, dann sind (blöde) Kommentare von Mitreisenden meist nicht hilfreich, sondern eher nervig. Die Eltern sind meist eh schon gestresst, da sie das Baby beruhigen möchten. Vielleicht hat es ja auch Ohrenschmerzen, da Babys noch nicht so gut mit dem Druckausgleich klarkommen. Wenn jedoch größere Kinder wild herumspielen und die Eltern scheinbar nichts tun, um die Racker etwas zu beruhigen, dann verstehe ich schon, wenn sich ein anderer Fluggast gestört fühlt. Es kommt ganz auf die Situation an. Ein No Go ist es, wenn Eltern ihrer Babys auf dem Sitz wickeln, wenn die Windel mal mit "Groß" vollgemacht wurde. Dafür gibt es die Wickeltische in den Toiletten; dort ist auch eine bessere Belüftung gegen den strengeren "Odeur" ;)

 

 

 

Was empfiehlst du, damit Kinder im Flieger nicht die Mitpassagiere nerven?

 

 

Ich denke das kommt ganz auf das Kind an. Das Zauberwort lautet "besondere Ablenkung". Fliegen ist auch eine besondere Situation: Man muss lange (angeschnallt) sitzen bleiben. Das verstehen Kleinkinder noch nicht, denn sie möchten nichts lieber tun, als den Flieger zu erkunden. "Besondere" Ablenkung bedeutet, dass die Kinder mal was Ungewohnteres dürfen.  Als ich meinen Sohn das erste Mal auf eine Flugreise mitnahm, hat er mehr naschen dürfen als sonst und ich habe ihm Kinder Cartoons auf mein Handy geladen – zu Hause haben wir keinen Fernseher. Also war er gut abgelenkt, da er besondere Ablenkung hatte, die er sonst seltener bekommt. Ich möchte zwar niemanden dazu überreden, Süßigkeiten und Cartoons zu nutzen – aber Eltern kennen ihr Kind ja genug, um zu wissen, was es gut ablenkt.

 

 

 

Und wenn ein Kind dann doch mal lange schreit und sich nicht beruhigen lässt, was sollte man da am besten machen?

 

 

Dann könnte man versuchen ein wenig das Kind herumzutragen, wenn gerade servicefreie Zeit ist und die Anschnallzeichen aus sind. Vielleicht kann auch ein Flugbegleiter etwas helfen. Oft ist es ja so, dass sich Kinder aus ihrer Rage beruhigen, wenn jemand fremdes beruhigend mit dem Kind redet und vielleicht auch ein Spielzeug aus dem Trolley zaubert ;)

 

 

 

Gibt es etwas, das die Flugbegleiter am Fliegen mit Kindern besonders nervt, also etwas Bestimmtes das Familien tun?

 

 

Ich liebe Kinder und freue mich immer, wenn Kinder an Bord kommen. Was aber eigentlich jeden Kollegen nervt, ist, wenn Eltern nach einem langen Flug das Kind erst anfangen zu wickeln, wenn eigentlich alle anderen Gäste schon ausgestiegen sind. Wenn danach auch erst nach allem Hab und Gut gesucht wird, dann zieht sich das ewig. Mein Tipp: Eltern sollten bei Möglichkeit versuchen spätestens eine halbe Stunde vor Landung alles zusammen zu sammeln. Letztendlich möchten ja nicht nur wir Flugbegleiter baldigst aus dem Flieger raus, sondern auch die Eltern mit Kids. Wickeln kann man das Baby auch immer noch im Flughafengebäude. Außerdem wäre es aus hygienischen Gründen auch toll, wenn Eltern den Flugbegleitern keine vollen Windeln während des Services in die Hand drücken würden.

 

 

 

Gibt es bestimmte Dinge, die man mitnehmen sollte? Z.B. spezielle Kissen oder ähnliches um einen Flug mit Kindern einfacher zu machen?

 

 

Wenn Kinder 2 Jahre alt sind, dann muss ein eigener Sitzplatz gebucht werden. (Auch unter 2 Jahren ist ein eigener Sitzplatz für die Sicherheit des Kindes empfehlenswert – mit einer flugsicheren Babyschale.) Oft sind die Gurte dann aber immer noch zu lang und der Rücken des Kleinkinds muss mit Kissen ausgestattet werden. Auf vielen Flügen gibt es aber gar keine Kissen. Also ist es immer gut ein Kissen im Handgepäck zu haben. Es gibt auch besondere Gurte, die man kaufen kann, die das Kind besser absichern, als die Gurte im Flugzeug. Für Eltern mit kleinen Babys empfehle ich ein Tragetuch dabei zu haben. Wenn der Buggy bei kurzer Umsteigezeit nicht ausgehändigt werden kann, oder der Weg zum Kofferband lang ist, dann kann die Tragehilfe der "Lebensretter" sein.

 

 

 

 

 

Was empfiehlst du zum Druckausgleich bei Kindern? Vor allem bei der Landung und beim Abflug tut das ja schon oft sehr weh an den Ohren.

 

 

Man sollte darauf achten, dass die Kids keine starke Erkältung haben. Dadurch könnten die Nebenhöhlen geschwollen sein und der Druckausgleich funktioniert nicht mehr - das kann starke Schmerzen verursachen. Im Zweifelsfall immer bitte vor dem Flug einen Kinderarzt konsultieren, um sicher zu stellen, dass die Ohren und Nebenhöhlen frei sind. Babys sollten bei Start und Landung nuckeln und größere Kinder sollten etwas kauen.

 

 

 

Was sind deine besten Tipps für das Fliegen mit Kind?

 

 

Auch wenn es sich vielleicht einfacher schreiben lässt als umzusetzen: Aber Eltern sollten entspannt sein! Sind die Eltern angespannt, so merken es die Kids und werden es auch. Kinder sind sehr empathische Geschöpfe. Auch wenn das Baby mal weint oder das Kleinkind mal meckert – das ist doch ganz normal!

 

Delia schreibt auf ihrem Blog delia wings über das Fliegen mit Kind, Flugangst, wie man Stewardess wird und alles andere das mit Fliegen zu tun hat. Schaut doch mal bei ihr vorbei, es gibt wirklich viele spannende Artikel zu entdecken!


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