Wandern mit Kindern ist macht viel Spaß und immer mehr Familien sind mit ihrem Nachwuchs draußen unterwegs. Aber wie sieht es mit Wanderungen in die Höhe aus? Viele Eltern sind unsicher, wie hoch sie mit ihren Kindern aufsteigen können und welche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen.
Miriam und ich waren schon viel in größeren Höhen unterwegs – ihr höchster Aufstieg war bis auf 5000 m in Peru. Wir haben aber auch schon mal an einem Tag einen Marsch bewältigt, in dem sie fast 1000 Höhenmeter auf 4750 m getippelt ist – echt beeindruckend für ihr Alter. Und vor kurzem haben wir es bis ins Annapurna Basecamp auf 4130 m geschafft - das allerdings in ganzen sechs Tagen.
Miriam hatte mit der Höhe noch nie Probleme, mich hat es allerdings schon mal erwischt. Als 20jährige wäre ich nach dem Versuch einer Bergbesteigung in Bolivien auf 6000 m Höhe mal fast im Schnee liegen geblieben. Zum Glück haben mich unser Guide und meine Freundin so mehr oder weniger nach unten gezogen, aber so habe ich am eigenen Leib erfahren, wie schnell man jegliche rationale Kontrolle über sich verlieren kann und wie gefährlich die Höhenkrankheit sein kann. Bei allen Höhentouren – und natürlich besonders, wenn man mit Kindern unterwegs ist – gibt es daher einige Dinge, die man beachten muss um auf der sicheren Seite zu bleiben.
Für diesen Artikel habe ich mit zwei Adventure Guides gesprochen, die mit Kindern schon in der Höhe wandern waren und natürlich unsere eigenen Erfahrungen einbezogen. Die wichtigsten Tipps die dabei zusammengekommen sind, habe ich hier mal aufgeschrieben.
Die Gefahr: Höhenkrankheit bei Kindern
Je weiter man auf Bergen in die Höhe steigt, desto geringer wird der Sauerstoffgehalt in der Luft, was zu Problemen wie der Höhenkrankheit führen kann. Erwachsene können ab ungefähr 2500 m Probleme bekommen, Kinder wohl schon früher. Akute Höhenkrankheit kann unbehandelt zu einem – oft tödlichen – Höhenlungenödem oder einem Höhenhirnödem führen, es ist also nicht mit ihr zu spaßen. Die Symptome sind von Person zu Person unterschiedlich und drücken sich oft durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Atemnot und Schlafstörungen aus. Bei leichten Symptomen hilft oft der schnelle Abstieg und alles pendelt sich auf geringeren Höhen wieder normal ein, bei fortgeschrittenem Verlauf sind Medikamente nötig.
Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die belegen dass Kinder anfälliger für die Höhenkrankheit wären, als Erwachsene. Einige Studien weisen sogar darauf hin, dass die Akklimatisierung für Kinder leichter sei. Allerdings scheinen Vorerkrankungen Kinder wie Erwachsene anfälliger für die Höhenkrankheit zu machen, besonders wenn es sich um Erkrankungen der Atemwege handelt. Ein harmloser Husten kann sich bei Kindern in der Höhe schnell zu etwas Ernstem ausweiten. Man sollte also nur los ziehen, wenn man selbst und alle Teilnehmer der Wandergruppe komplett gesund sind.
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Niemals alleine in die Höhe gehen
Das fiese an der Höhenkrankheit ist, dass sie jeden erwischen kann und man sich zu Hause nicht wirklich gut vorbereiten kann, um sie zu verhindern. Selbst wenn man fit wie ein Turnschuh ist, kann es einen treffen und allein die Tatsache, dass man beim letzten Aufstieg keine Probleme hatte, ist noch lange keine Garantie, dass es auch wieder funktioniert. Daher gilt als wichtigste Regel beim Höhentrekking mit Kindern: Niemals alleine gehen. Selbst wenn man sich selbst total fit fühlt, kann man auch als Elternteil von der Höhenkrankheit getroffen werden und Hilfe durch andere Erwachsene benötigen. Kennt man die Gegend nicht oder wenig, so macht es durchaus Sinn sich einen Bergführer zu nehmen, um sich nicht unnötiger Gefahr auszusetzen.
In welchem Alter in welche Höhe?
Es gibt keine pauschalen Empfehlungen, in welchem Alter man Kinder in welche Höhe mitnehmen kann. Babies unter einem Jahr sollten wohl nicht über 1500 Meter steigen, aber danach fehlt ein Konsens unter Experten. Es ist auch nicht bewiesen, dass Kleinkinder schneller Probleme in der Höhe bekommen, die größere Schwierigkeit ist vielmehr, dass sie im Alter unter fünf Symptome der Höhenkrankheit schlechter identifizieren und kommunizieren können. Umso wichtiger ist es also, dass die Eltern ihre Kinder gut einschätzen können und bei den kleinsten ungewöhnlichen Verhaltensänderungen absteigen. Man muss auch beachten, dass verschiedene Gebirge verschiedene Gegebenheiten haben – 3000 Meter in den Alpen sind etwas ganz anderes als 3000 m in den Anden oder im Himalaya.
Die Vorbereitung
Eine Höhenwanderung mit Kindern sollte nicht die erste Wanderung sein, die man gemeinsam unternimmt. Vorher sollte man durchaus einige Touren vor der Haustür oder in geringeren Höhen machen, auf denen man Streckenlängen und Laufdauer ausprobieren kann. Durch eine gute Vorbereitung kann man nicht zwangsläufig der Höhenkrankheit vorbeugen, aber man lernt sich und seine Kinder auf Wanderungen kennen und lernt, ungewöhnliches von normalem Verhalten zu unterscheiden. Und natürlich hilft es auch, wenn man schon in Form ist und zu den Belastungen durch die Höhe nicht auch noch körperliche Verausgabung hinzukommt.
Bevor man auf eine Höhenwanderung mit Kindern geht, sollte man viel mit ihnen sprechen, damit die Kinder wissen, worauf sie bei sich achten müssen. Man sollte keine Angst machen, aber schon deutlich erklären, dass es wichtig ist, dass alle Beschwerden oder ungewöhnlichen Befindlichkeiten berichtet werden müssen. Bei Kleinkindern oder nonverbalen Kindern ist es besonders wichtig, dass die Eltern sie gut beobachten und aufmerksam sind.
Höhenwanderung mit Kindern – Die Akklimatisierung
Die wichtigste Maßnahme, um die Höhenkrankheit bei Erwachsenen wie Kindern zu verhindern ist eine gute Akklimatisierung. Akklimatisierung bedeutet, langsam aufzusteigen und dem Körper Zeit zu geben, sich an den geringeren Sauerstoffanteil zu gewöhnen. Das Zentrum für Krankheitskontrolle und –prävention empfiehlt, die Schlafhöhe nicht mehr als 500 m pro Tag nach oben zu verschieben, wenn man einmal die 2750 m überschritten hat. Außerdem sollte man einen Ruhetag alle 1000 Höhenmeter einlegen. Ein weiterer guter Tipp ist es, nicht am höchsten Punkt der Tagesetappe zu schlafen, sondern wieder ein Stückchen abzusteigen. Vor allem in den ersten 48 Stunden sollte man sich nicht verausgaben, die Kinder sollte also eher dazu ermutigt werden, ruhige Spiele zu spielen, anstatt wild zu toben – auch wenn sie scheinbar noch voller Energie sind.
Die Ausrüstung – Anziehen im Zwiebelprinzip
Besonders wichtig ist meiner Meinung nach die Ausrüstung für eine Höhenwanderung mit Kindern. Kinder kühlen auf Grund des ungünstigen Masse/Oberflächenverhältnisses von kleinen Körpern viel schneller aus als Erwachsene, und besonders ein pfeifender Wind in der Höhe kann da ganz schön an den Kräften zehren. Gleichzeitig wird es beim Laufen im Windschatten auch schnell wieder ganz warm, so dass man schwitzt. Wir folgen daher dem Zwiebelsystem, Miriam hat verschiedene Lagen atmungsaktive Kleidung an und eine winddichte Jacke als äußerste Schicht, so dass sie sich immer an und ausziehen kann. Eine gute Mütze und Handschuhe sind auch wichtig, damit Ohren und Hände geschützt sind. Und natürlich vernünftige Schuhe, das schlimmste sind nasse Socken, die dann auch noch Blasen verursachen.
Was man schnell mal vergisst ist die starke Sonne in der Höhe. Sonnencreme mit besonders starkem Sonnenschutzfaktor, eine Sonnenbrille und vielleicht auch eine Fettcreme für rote Bäckchen am Abend sollten daher im Gepäck niemals fehlen.
Ernährung unterwegs
Die Ernährung unterwegs ist wichtig, um gut mit der Höhe klarzukommen. Erst mal braucht man eine Menge gesunde Snacks, um unterwegs immer mal wieder Kalorien zuzuführen. Das Herz schlägt in der Höhe schon im Ruhezustand schneller und man verbraucht viel mehr Energie. Wir nehmen meistens Müsliriegel und Obst mit, aber auch Schokolade und Nüsse. Da man in der Höhe oft Probleme mit der Verdauung hat, ist es nicht zu empfehlen riesen Mahlzeiten zu essen oder Lebensmittel, die man sowieso nicht gut verträgt. Für mich sind das zum Beispiel besonders fettige Gerichte, die liegen mir dann oft wie ein Stein im Magen. Wir halten uns an Reis und Nudeln mit Gemüse und wenig Fleisch, aber das ist natürlich für jeden anders.
Unglaublich wichtig ist das Trinken! Man sollte unterwegs mehrere Liter pro Tag trinken um sicherzustellen, dass man nicht dehydriert. Miriam und mir reicht Wasser, wenn das irgendwann zu fade schmeckt kann man auch Brausetabletten mitnehmen, um den Geschmack ein wenig aufzupeppen. Alkohol oder zuckerhaltige Getränke sollte man vermeiden, die machen es dem Körper schwerer, Höchstleistungen zu bringen. Wenn es kalt ist, hilft es auch immer, eine Thermoskanne mit Tee mitzunehmen, um sich zwischendurch aufzuwärmen.
Man kennt das ja als Erwachsener, dass man oft vergisst zu trinken, und Kindern geht es oft noch eher so. Man sollte seine kleinen Mitwanderer also immer wieder erinnern, doch noch einen Schluck zu nehmen. Crystal Blue, die Eigentümerin von Enlightened Globetrekker Adventures und Mutter von River hat einen besonderen Trick, um sicherzustellen dass ihre kleinen Gäste genug Flüssigkeit zu sich nehmen. „ Ich sage den Kids immer, sie müssen die Farbe ihres Urins kontrollieren. Wenn es zu dunkel ist, müssen sie direkt eine halbe Flasche Wasser trinken!“.
Flexibilität – Der Schlüssel für eine erfolgreiche Höhenwanderung mit Kindern
Wenn man mit Kindern in der Höhe unterwegs ist, sollte man immer offen für Planänderungen sein und beim kleinsten Zeichen für den Eintritt der Höhenkrankheit oder eines anderen Problems umdrehen. Daher sollte man sich für den Anfang auch nicht unbedingt sehr abgelegene und ausgesetzte Routen suchen, sondern eine, auf denen ein Abbruch relativ einfach umzusetzen ist.
Raj Gyawali, Reiseleiter und Inhaber von Social Tours, einem Reiseunternehmen in Nepal, welches auch Höhentrekking anbietet hat einen guten Tipp für Familien: „Man sollte immer versuchen, zur Mittagszeit am Tagesziel anzukommen. So bleibt der ganze Nachmittag, um die Reaktion der Kinder zu beobachten und man kann bei Auftreten von Problemen immer noch absteigen.“
Höhenwanderung mit Kindern - Ja oder nein?
Nach diesen ganzen trockenen Fakten und der Nennung von so vielen Gefahren hat der ein oder andere vielleicht mehr Angst vor einer Höhenwanderung mit Kindern bekommen als Motivation. So ist dieser Artikel aber auf keinen Fall gemeint. Es gibt eben nur bestimmte Vorkehrungen, die eine Wanderung in der Höhe deutlich sicherer machen und denen man folgen sollte, um die Zeit gemeinsam auch genießen zu können.
Miriam und ich hatten einige unserer schönsten Momente unserer Südamerikareise auf den Höhentrekkingtouren die wir gemacht haben. Und auch in Nepal waren wir schon viel in großen Höhen unterwegs. Gemeinsam so etwas Schwieriges anzugehen und durchzustehen hat uns unglaublich zusammengeschweißt und uns unglaublich schöne Erinnerungen hinterlassen. Bei der richtigen Vorbereitung lohnt es sich also auf jeden Fall!
Habt ihr schon Erfahrungen mit Höhenwanderungen mit euren Kindern? Wo wart ihr denn unterwegs? Hattet ihr je Probleme? Ich würde mich sehr über einen Austausch freuen!
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