In meinem letzten Artikel habe ich ja schon berichtet, warum der Krn für mich ein wichtiger Berg ist und wie wir die Besteigung diesmal in Angriff genommen haben. Heute sollte es also auf den Gipfel gehen, leider mit eher schlechten Wetteraussichten. Egal dachten wir uns, Hauptsache hoch. Mit dunklen Wolken über uns sind wir dann also losgelaufen. Die ersten Meter begleitete uns der Hüttenhund, mit dem Miriam sich schon angefreundet hatte. Miriam hat ihm immer wieder Stöckchen geworfen, die er mit Begeisterung wiederholte und so ließen sich die ersten Meter gut überwinden. Nach ungefähr einer viertel Stunde kamen wir an den Krn See, der der Krn See Hütte in der wir die Nacht verbracht hatten den Namen gibt.
Nach einer kurzen Trinkpause hier sind wir an seinem Ufer entlang weiter in das Tal vorgedrungen. Schon hier boten sich schöne Aussichten auf die umliegenden Gipfel und wir bekamen einen kleinen Vorgeschmack auf das, was wir später sehen würden. Am Ende des Sees wartete dann der erste steile Aufstieg auf uns – entlang eines langen Schneefeldes, das wir kurz vor dem Taleingang auch überqueren mussten ging es hinauf in ein wenigere Hochtal.
Durch das Hochtal zum Krn
In diesem Tal gab es nur eine kleine, verschlossene Schäferhütte und mehrere Schafsherden, die sich hier frei bewegen konnten. Besonders überrascht waren wir von der Blumenvielfalt – trotz der vielen Schneefelder standen die Bergblumen in voller Pracht. Im Nachhinein haben wir dann auch gelesen, dass der Krn auch der Blumenberg genannt wird, eben wegen dieses Tals.
Nachdem Miriam den Schafen guten Tag gesagt hatte, ging es dann am Ende des Tals wieder hoch. Auf einem unendlich lang erscheinenden Weg haben wir uns langsam hochgearbeitet, eine Kurve nach der nächsten. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass man gar nicht voran kam, da man die ganze Zeit den gleichen Blick auf das Tal unterhalb hatte. Langsam wurde aber auch die Landschaft karger, immer weniger Pflanzen wuchsen und Steine dominierten das Bild. Wasser, Eis und Schnee hatten die Kalkfelsen in total verrückte Formationen verwandelt, und Miriam wäre am liebsten auf jeden Felsen geklettert.
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Weiter ging es durch ein Labyrinth von großen Blocks und Steinen zwischen den Gipfeln hindurch. An ein paar Stellen gab es die Möglichkeit, zu anderen Bergen abzubiegen, der Krn war aber immer relativ eindeutig zu erkennen und wo es unklar war, da waren Hinweise auf den Fels gepinselt. Immer wieder mussten wir auch Schneefelder überqueren, was besonders für Miriam spannend war. Zum Schneeball hat der alte Schnee zwar nicht getaugt, aber tolle Fußspuren konnte man trotzdem hineintrampeln.
Ist die Hütte auf???
Je höher wir kamen, desto heftiger fegte auch der Wind und zwischendurch fielen immer wieder einige Regentropfen. Sogar Miriam hat widerstandslos ihre Regenjacke angezogen, was eigentlich ein Wunder ist – ich habe ihr wohl meinen Hass auf Jacken vererbt. Nachdem wir durch das Blocklabyrinth hindurch waren, konnten wir den Rest des Weges schon vor uns sehen – entlang der Bergflanke sollte es bis zu einem Sattel gehen, dann auf der anderen Seite des Krn bis zur Hütte. Diese war noch verdeckt, aber wir wussten ja, dass sie kurz unterhalb des Gipfels sein sollte. Entlang der Flanke konnte man zwar ganz gut laufen, der Weg war aber sehr eng und links ging es ganz schön runter. Schwindelfrei muss man dort schon sein, und ich war wiedermal froh, dass Miriam so trittsicher ist.
Auf dem Sattel angekommen, fühlten wir uns schon fast wie auf dem Gipfel. Auf der anderen Seite konnte man weit nach Italien reinschauen und es ging richtig steil runter – genau in das Tal in der wir noch eine Woche vorher in der Ferienwohnung waren. Der Wind frischte hier aber nochmal auf, und die Wolken wurden immer dunkler – keine schöne Aussicht für die letzten Meter bis zur Hütte. Die Hüttenwirtin im Tal hatte uns ja schon angekündigt, dass wir für die Krn Hütte zu früh im Jahr da seien, aber der Biwakraum könnte vielleicht auf sein. Mittlerweile hoffte ich auch sehr darauf, weil uns allen kalt wurde und die Aussicht, unser Butterbrot im Regen essen zu müssen so gar nicht reizvoll erschien.
Auf dem Sattel konnte man dann auch noch Überreste der unschönen Geschichte des Krn entdecken. Im 1. Weltkrieg war genau hier über dem Gipfel der Verlauf der Frontlinie zwischen Italien und Österreich. Die Italiener bauten die Stellungen hier sehr aus, und man kann bis heute die Treppen, Höhlen und schweres Gerät sehen. An vielen Stellen stolpert man auch über alten Stacheldraht oder Metallteile, die aus dem Boden ragen. Das Museum in Kobarid gibt sehr guten Einblick in diese dunkle Zeit.
Die österreichischen Truppen konnten trotz mehrere Versuche den Krn nicht erobern – haben ihn dann also einfach bei ihrem Vorrücken links liegen gelassen. Die oben stationierten Soldaten wurden von den Talstationen abgeschnitten und stiegen nach einigen Tagen ab – um direkt in die Gefangenschaft zu kommen. Der Krn wurde so stark beschossen, dass er heute sogar einige Meter kleiner ist. Es ist wirklich beklemmend, dort oben die Stellungen zu sehen und sich vorzustellen, wie die Soldaten hier im Winter gelitten haben müssen – für ein paar Meter Steine auf einer Landkarte.
Wir haben dann dem Regen getrotzt und sind weiter in Richtung Hütte gelaufen. Auf den letzten Metern ist Miriam dann vor gegangen und kam schnell mit Erfolgsnachrichten wieder: Die Tür zum Biwakraum war auf. Sobald wir aus dem Wind heraus waren, wurde uns auch schnell wieder wärmer und alles sah weniger bedrohlich aus – so ein Dach über dem Kopf macht ja schon einiges aus.
Bis zum Gipfel sollten es noch zehn Minuten sein, aber genau jetzt fing es auch noch an mehr zu regnen. Meine Mutter hat sich dann entschieden, unten zu bleiben, aber Miriam und ich sind hoch um endlich auf der Spitze des Krn zu stehen. Über Stock und Stein ging es die letzten Meter hoch, bis wir dann endlich die 360 Grad Aussicht hatten. Von oben konnten wir dann ganz in der Ferne sogar das Mittelmeer sehen. Auf der anderen Seite lag ganz weit unten im Tal der Krn See und man konnte den Weg erkennen, den wir hochgekommen waren. Abends hat man uns in der Hütte dann noch erzählt, dass wir sogar großes Glück hatten. Wir sind zwar nass geworden, oft hüllt sich der Krn aber ab den Mittagsstunden in Nebel, so dass man gar nichts mehr sehen kann. Miriam und ich waren beide echt ergriffen dort oben, auf einem Gipfel zu stehen (und dann noch auf einem, der für mich so wichtig war) ist eben immer etwas ganz besonders. Lange haben wir es aber nicht ausgehalten, dafür fegte der Wind zu kalt…
Miriam hat sich dann im Biwakraum noch stolz ihren Gipfelstempel abgeholt und wir haben uns wieder auf den Rückweg gemacht. Sobald wir vom Sattel abgestiegen waren, ist auch das Wetter besser geworden und peu a peu konnten wir unsere ganzen Schichten Kleidung wieder ausziehen. Da die Wege über die spitzen Steine und mit viel Geröll auch im Abstieg nicht ganz einfach sind, haben wir wieder unsere drei Stunden gebraucht, bis wir wieder im Tal waren. Auf so einigen Schneefeldern war es dann runter viel schwieriger als hoch – und Miriam saß mehrmals auf dem Hosenboden, weil sie ausgerutscht ist. So hatten wir alle dann auch beim Abstieg noch viel zu lachen.
Abends haben wir unseren Erfolg mit Schokoladenpfannekuchen in der Hütte gefeiert. Trotz des schwierigen Wetter hatten wir einen fantastischen Tag, und es hat mir wieder mal gezeigt, dass Miriam einfach unglaublich ist. Am Ende zeigte unser Kilometerzähler 18km an, und sie hatte trotzdem noch die Energie abends mit dem Hüttenhund zu spielen. Sie war aber auch unglaublich stolz auf sich – und das konnte sie auch sein. Glücklich sind wir abends alle in unsere Betten gekrochen. Am nächsten Tag sollte es weitergehen, denn unser Abenteuer war ja noch lange nicht zu Ende. Nach diesem fulminanten Start wollten wir noch fünf weitere Tage von Hütte zu Hütte durch den Triglav Nationalpark wandern!
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Weidner ute (Freitag, 31 August 2018 09:27)
Eine schön beschriebene Wander-Tour mit Wetter Wind Natur Kind Frau und menschlichen Gefühlen. Ich habe es gerne Gelesen. Ein Dankeschön.
Jennifer Bahn (Sonntag, 10 März 2019 12:02)
Sehr schöner Artikel. Die Bilder gefallen mir auch sehr gut. Ich war letztes Jahr (2018) auch auf dem Gipfel des Krn. Allerdings von der anderen Seite, von der planini Kuhinja. Im Sommer ist dieser Weg sehr warm und ohne schattige Plätzchen. Der Ausblick vom Gipfel ist schon fantastisch!