Miriam beugt sich hochkonzentriert über die weiße Maske, die vor ihr liegt. Draußen vor der Tür hupen die Autos, der Nachbarshund bellt und irgendwo klingelt ein Handy, aber sie lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen. Ganz vorsichtig setzt sie den Pinsel an und malt die Augenbrauen von Buddha nach. Langsam kann man die Konturen des Gesichts erkennen und kann sich vorstellen, wie das Endprodukt wohl aussehen wird. Stolz zeigt sie mir ihre Arbeit: Guck mal Mama, die Augen habe ich fertig!
Masken in Nepal haben traditionell eine wichtige Rolle. Sie werden vor allem an hohen Feiertagen und zum Tanzen verwendet, besonders bekannt ist hier das Tiji Festival in Upper Mustang. Auch zur Dekoration werden Masken hergestellt, und das Prozedere wurde über Jahrhunderte angepasst und verfeinert. Wir hatten die Möglichkeit bei einem Maskenmaler in Bhaktapur zu lernen, der mit seiner gesamten Familie sein kleines Unternehmen betreibt und die Tradition des Maskenmalens am Leben erhält. Der Workshop zum Masken malen wird von Social Tours angeboten. Nachdem uns schon der Kochkurs so gut gefallen hatte, haben wir uns natürlich gerne auf eine zweite Aktion eingelassen und es war wieder ein toller Vormittag!
Es geht los – auf zum Maskenmalen
Morgens um neun Uhr haben wir uns mit unserem Guide Sangam und den anderen Teilnehmern im Social Tours Büro getroffen und sind von dort auch mit einem Minibus nach Purano Thimi in Bhaktapur gefahren. Wir hatten Glück, dass ein Feiertag war und kaum Verkehr herrschte, so dass wir nach ca. 30 Minuten schon da waren. Miriam hat sich schon im Auto total gefreut und hat phantasiert, wie der Tag wohl werden würde.
Als wir ankamen hat uns Som Tamang, der Maskenmacher in seinem Lädchen begrüßt. Dort haben wir bereits einen ersten Eindruck von seinen Werken bekommen. Im Innenhof des alten Hauses, in dem er mit seiner Familie lebt war dann ein Tisch mit allen nötigen Utensilien aufgebaut. Zuerst erklärte Som und jedoch, wie die Masken eigentlich gemacht werden.
Maskenherstellung – so wird’s gemacht
Es gibt verschiedene Masken in Nepal, einige aus Pappmaché, einige aus Holz und einige aus einem Tongemisch. Wir wollten heute Masken aus Ton bemalen, also zeigte Som uns genau, wie diese hergestellt werden. Dem Ton werden auch noch Baumwollfasern beigefügt, dann wird die Mischung mit viel Gefühl in eine Schablone gedrückt. Es war wirklich total faszinierend zu sehen, wie schnell Soms Finger arbeiten und wie er überschüssigen Ton an der Seite hochdrückt, umbiegt und wieder in die Masse einarbeitet, alles in einer fließenden Bewegung. Wenn jede Ecke ausgefüllt ist und der Ton gleichmäßig verteilt ist, muss die Maske einige Zeit in der Sonne trocknen. Zum Abschluss wird noch handgeschöpftes Papier von außen und innen über den Ton geklebt, damit das ganze glatter wird. Und fertig ist die Maske – natürlich noch unbemalt.
Masken bemalen – viel Feingefühl ist nötig
Wir konnten uns dann aussuchen, ob wir ein Buddhagesicht oder Ganesh bemalen wollten. Miriam hat sich für den Buddha entschieden, ich für Ganesh. Som hat uns dann einige Markierungen gemacht, welche Farbe bis wohin aufgetragen werden sollte und wir konnten loslegen. Zuerst war ich total nervös etwas falsch zu machen, aber da die Farben sehr deckend waren war das gar nicht schlimm – man konnte einfach nochmal drüber malen und es dann zum zweiten Mal versuchen. Miriam hat sich auch an einige Stellen nicht getraut, für die ganz filigranen Linien hat sie Som dann um Hilfe gebeten.
Und so haben wir ganz langsam, Schicht um Schicht unsere Masken in kleine Kunstwerke verwandelt. Es hat echt Spaß gemacht, und mit dem Endergebnis bin ich hochzufrieden. Ich hätte am Anfang niemals gedacht, dass wir so schöne Masken machen könnten, aber mit viel Geduld und guten Anweisungen hat es geklappt. Miriam war total stolz auf ihr Buddhagesicht und wir haben schon eine Stelle ausgesucht, an der wir die beiden Masken an der Wand aufhängen werden!
Als wir fertig waren, hat Som uns noch seine Werkstatt gezeigt. Er hat schon mehrere Preise für seine tollen Masken gewonnen und hatte einige wirklich beeindruckende Exemplare vorzuzeigen. Natürlich haben wir dann auch noch dem kleinen Laden einen Besuch abgestattet und eine Geschenke für unsere Familie und Freunde in Deutschland gekauft – Qualität und Preise waren um ein vielfaches besser als in Thamel. Zum Abschluss haben wir dann schließlich noch in einem nepalischen Restaurant in Bhaktapur ein leckeres Mittagessen bekommen, um den Tag perfekt zu machen.
Social Tours bietet diese Halbtagesaktion für 65$ pro Person, für Familien gibt es besondere Angebote. Inbegriffen sind die Fahrt, das Essen und natürlich der Workshop an sich. Für uns war es wiedermal ein tolles Erlebnis, bei dem wir eine ganz andere und neue Seite von Nepal kennen lernen durften! Beide Daumen hoch!
Disclaimer: Wir konnten an dem Workshop zu einem ermäßigten Preis teilnehmen. Der Artikel spiegelt jedoch absolut unsere Meinung wider.
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Jackie (Sonntag, 03 Juni 2018 22:00)
Wie schön euch hier "gefunden " zu habe. Mich plagt das Fernweh uns so bin auf deinem Blog gelandet. Respekt an deinen Mut! Ich werde mich jetzt mal ein wenig einlesen. Gern melde ich mich wieder. Lg,
Jackie