Ich werde sehr häufig gefragt, ob es nicht schwierig ist in Nepal mit Kind zu leben und ob es nicht zu viele Herausforderungen gibt, mit denen wir hier konfrontiert werden. Jedes Mal antworte ich wieder: Nein, Nepal ist das ideale Reiseland mit Kindern und wir könnten uns nicht wohler fühlen. In diesem Artikel möchte ich euch erklären, warum das so ist und was uns besonders gut gefällt. Natürlich gibt es auch einige Dinge die nicht nur Sonnenschein sind – die sollen natürlich auch nicht unerwähnt bleiben.
Mit Kind in Nepal - die Menschen
Natürlich sind nicht alle Menschen in Nepal gleich, aber mit denjenigen die wir bis jetzt getroffen haben, haben wir nur gute Erfahrungen gemacht! Kinder gehören hier einfach noch viel natürlicher zum normalen Leben dazu, so dass die Menschen nicht sofort so genervt reagieren, wenn der eigene Nachwuchs mal laut ist oder rumkleckert. Außerdem finden Kinder so super schnell Anschluss, und selbst wenn nicht die gleiche Sprache gesprochen wird, so findet sich doch meistens schnell ein Spiel das auch ohne Worte funktioniert.
Natürlich erregt man als reisende Familie auch in Nepal Aufmerksamkeit, diese schlägt aber selten ins Übergriffige um. Ich musste noch nie Leuten sagen, sie sollen mein Kind nicht anfassen oder keine Bilder machen – solche Situationen wie sie manchmal aus anderen Ländern Asiens beschrieben werden habe ich noch nie erlebt. Die Menschen sind interessiert und möchten auch gerne mehr wissen – lassen dann aber auch locker und man kann sich seinen Raum schaffen.
Vor allem in den Dörfern kann man tolle Erfahrungen mit den Menschen aus Nepal machen. Hier geht das Leben noch langsamer voran und man kann aus erster Hand erleben, wie der Alltag eines nepalischen Landwirtes aussieht. Überall gibt es Hühner, Ziegen und Wasserbüffel zu sehen und mit ein bisschen Glück darf man vielleicht sogar bei der Reisernte helfen. Nepalesen sind sehr offen und hilfsbereit und machen es Reisenden sehr leicht, das Land zu mögen. Vor allem unterwegs mit Kind ist es mir immer wichtig, dass die Atmosphäre stimmt und man sich willkommen fühlt – und das ist ein absoluter Fakt in Nepal.
Die Natur - ein guter Grund für eine Reise nach Nepal mit Kind
Nepal hat wunderschöne Natur zu bieten. Wenn man erst mal raus ist aus Kathmandu stehen einem alle Möglichkeiten offen – ob wandern, raften, canyoning, Mountainbike fahren der einfach nur entspannen, alles ist in Nepal möglich. Schon eine Stunde entfernt von Kathmandu finden sich die ersten Nationalparks Nagarjun und Shivapuri, die zum Wandern und Erkunden einladen. Mit ein bisschen Glück kann man hier auch viele Tiere sehen, vor allem Vögel, aber auch Dammwild und an einem ganz besonderen Tag auch den roten Panda.
Wenn es etwas weiter gehen darf, ist Pokhara das ideale Zwischenziel um die unglaubliche Natur Nepals zu entdecken. Von hier aus kann man zu verschiedenen Wanderungen starten, unter anderem zum sehr kinderfreundlichen Poon Hill Trek. Pokhara ist mit nur 250.000 Einwohnern deutlich kleiner und ruhiger als Kathmandu und liegt direkt an einem See. Hier kann man am Ufer spielen, auf der Seepromenade entlang flanieren und Ruderboote mieten – ideale Beschäftigungen für ein paar Tage mit Kind in Nepal. Und wem das zu langweilig ist, der kann auch noch Ausflüge zum Devi Wasserfall oder der Peace Stupa machen.
Wer es etwas ausgesetzter mag kann sich auch an den Langtang Trek oder den Tamang Heritage Trek nördlich vom Kathmandutal wagen. Im ganzen Land gibt es eine Vielzahl von ausgeschilderten Wanderwegen, die auch mit Kindern gangbar sind und der ganzen Familie einzigartige Einblicke in die Naturschönheit des Landes bietet. Führer und Träger sind sehr günstig zu organisieren, so dass auch eine geführte Wanderung nicht zwangsläufig ein großes Loch in die Reisekasse reißt.
Im Süden des Landes lockt der Chitwan Nationalpark mit ganz anderen Reizen. Hier kann man Nashörner und Elefanten in freier Wildbahn erleben und in einem Einbaum ganz nah an Krokodilen vorbei gleiten – ein absolut tolles Erlebnis mit Kindern. Auf das Reiten auf Elefanten sollte man allerdings verzichten, auch wenn dies überall angeboten wird – die Tiere werden sehr schlecht behandelt und das Training für diese Aktivität ist brutal.
Die Kultur in Nepal - auch für Kinder faszinierend
Ich weiß, kaum ein Kind geht gerne ins Museum und lernt trockene Fakten über fremde Kulturen. Nepal ist aber so etwas wie ein lebendes Museum. Hier kommen mehr als 200 Ethnien die mehr als 120 verschiedene Sprachen sprechen zusammen, Hinduismus und Buddhismus haben sich in Jahrhunderten von Koexistenz angenähert und vermischt und Tempel und Paläste finden sich an jeder Straßenecke und werden weiterhin genutzt. Wenn man Glück hat findet auch gerade eines der vielen Festivals statt und man wird auf der Straße einfach eingeladen und feiert mit. Egal ob alt oder jung, jeder wird in Nepal in den Bann des kulturellen Geschehens gezogen und kann viel lernen. Ein ganz besonderer Pluspunkt für das Reisen mit Kindern in Nepal ist die Tatsache, dass die meisten Tempel frei zugänglich sind und es überall Menschen gibt, die gegen eine kleine Spende ihr Wissen über den Ort teilen. Man kann Kultur also erleben, anstatt sie sich nur anzugucken – ein absoluter Bonus mit Kindern.
Kathmandu ist natürlich als Hauptstadt das kulturelle Zentrum von Nepal. Hier findet sich der Durbar Square, auf dem die Malla Könige sich durch verschiedene Tempel verewigt haben und auf dem bis zum Erdbeben 2015 der neunstöckige Palast stand. Das Leben tobt auf dem Durbar Square, auf den Treppen der Tempel werden Gemüse und Kleidung verkauft, Priester machen ihre Runden und durch das ganze Chaos wandern in aller Ruhe die heiligen Kühe, die hier ihr zu Hause gefunden haben. Niemand kann sich der Faszination dieses bunten Treibens entziehen, und Kinder bekommen große Augen.
Kathmandu beherbergt auch eine der größten Stupas weltweit, Boudanath. Im Umkreis der Stupa haben sich viele tibetische Flüchtlinge angesiedelt und haben hier ihre Geschäfte und Häuser. Die Stupa ist umgeben von unendlich vielen Gebetsmühlen, die natürlich alle gedreht werden wollen und man kann bis auf die zweite Stufe hochklettern. In abgetrennten Räumen kann man Butterlampen für die Verstorbenen anzünden und zwei Klöster öffnen tagsüber ihre Tore. Mit ein bisschen Glück kann man hier sogar die Puja mit erleben, wenn alle Mönche und Nonnen zum Gebet zusammenkommen und verschiedene Instrumente spielen. Mit dem Geruch von Weihrauch und Gewürzen über allem fühlt man sich wie in einer anderen Welt.
Swayambunath ist die dritte große Attraktion in Kathmandu, die vor allem für Kinder spannend ist. Der buddhistische Tempel wird auch der Affentempel genannt, da das Tempelgelände zu Hause für abertausende von Makaken ist, die im Hinduismus heilig sind. Auf dem Weg nach oben kommt man an einem Brunnen vorbei, von dem es heißt, dass man im kommenden Jahr Glück haben wird wenn man mit einer Münze den Korb in der Mitte trifft – man sollte also Kleingeld mitbringen, damit der Nachwuchs für ein wenig mehr Glück in der Familie sorgen kann. Gleich daneben ist ein Affen Pool, in dem sich in den warmen Monaten die Affen abkühlen und manchmal per Kopfsprung aus großer Höhe hineinspringen – ein Spektakel das nicht nur für Kinder toll anzusehen ist. Ganz oben ist die Stupa mit dem goldenen Dach zu sehen, und von dort hat man einen einmaligen Blick über die ganze Stadt.
Ein weiterer faszinierender Ort, der auch zum Welkulturerbe gehört ist Pashupatinath. Hier sollte man allerdings eher mit älteren Kindern hingehen, die auch die Zusammenhänge schon ein wenig verstehen können. Der Kremieriungsort der Hindus gibt tiefe Einblicke in die nepalische Kultur, kann aber auch schockieren - eine gute Vorbereitung ist hier wichtig. Renate von Raus ins Leben hat hierüber einen tollen Artikel geschrieben, den ich nur empfehlen kann!
Natürlich hat nicht nur Kathmandu kulturelle Highlights zu bieten. Verteilt im ganzen Land gibt es unglaublich viele Tempel und alte Gebäude, die faszinierend sind und Kinder wie Eltern in ihren Bann ziehen. Eins ist sicher, in Nepal wir es einem jedenfalls nie langweilig!
Darauf sollte man bei einer Reise mit Kind nach Nepal vorbereitet sein
Natürlich ist in Nepal auch nicht alles nur eitel Sonnenschein. Es gibt auch einige Dinge, die auf einer Reise mit Kind schwierig sein können. Kathmandu ist eine tolle Stadt, aber auch sehr schmutzig. Die Luft ist besonders in den Monaten von März bis Mai oft sehr schlecht und der Verkehr ist verrückt – Kinder die in Deutschland schon sicher alleine zum Schule gehen können, sollten trotzdem an die Hand genommen werden. Zu den sowieso schon chaotischen Verhältnissen kommt noch hinzu, dass in Nepal Linksverkehr herrscht.
Auch die hygienische Situation ist anders als bei uns. Es gibt nicht überall ein gutes Müllentsorgungssystem und wenn man sich nicht häufig die Hände wäscht, kann es schon mal vorkommen, dass man sich den Magen verdirbt. Besonders mit Kind unterwegs sollte man also gut vorbereitet sein – Desinfektionsmittel und Medikamente für eine Magenverstimmung sollten im Gepäck nicht fehlen.
Nepal ist ein sehr armes Land, Kinder werden also auf einer Reise Dinge sehen, die sie so nicht kennen. Das gibt natürlich viele Gelegenheiten zu erklären und zu lernen, Kinder sollten aber darauf vorbereitet werden. Auch sollte man sich eine Strategie zu Recht legen, wie man mit Bettlern umgeht, sonst wird man später vor Ort schnell überfordert.
Trotz einiger kleinerer Herausforderungen überwiegen für mich also absolut die positiven Faktoren. Wir fühlen uns hier in Nepal absolut wohl und ich kann abenteuerlustigen Familien, die mal etwas ganz anderes erleben möchten einen Urlaub hier nur wärmstens ans Herz legen.
Und wenn Ihr gerade nicht die lange Reise nach Nepal antreten könnt, so gibt es in diesem Artikel eine tolle Idee, wie Ihr trotzdem das Nepal-Feeling bekommen könnt.
Habt ihr Fragen oder braucht mehr Tipps? Meldet euch gerne. Schaut doch auch mal bei unserem Youtube Kanal vorbei, dort gibt es schon einige Videos, die noch einen besseren Eindruck des Landes vermitteln.
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Bambim (Samstag, 27 Oktober 2018 23:06)
Cool, Gott segne Dich!
Mandy (Sonntag, 08 Mai 2022 18:43)
Liebe Eva. endlich wieder reisen können... Nepal steht bei uns ganz oben auf der Liste. Wir haben nun zwei Schulkinder und daher sind wir an die Ferien gebunden. Welche Reisezeit empfiehlst du und welche Route für zB nur zwei Wochen? Herzliche Grüße Mandy