Wir haben es wahr gemacht – einen meiner größten Träume. Seitdem ich in Nepal lebe hatte ich ein Sehnsuchtsziel. Upper Mustang. Dieses Gefühl, dass ich da unbedingt mal hin muss hat sich letzes Jahr bei unserer Tour nach Muktinath noch verstärkt. Wir waren damals zwei Tage in Kagbeni, dem Eingang zu dem mystischen Königreich Mustang, und ich habe jeden Abend sehnsuchtsvoll in das Tal des Kali Gandaki geblickt. Ich wollte da unbedingt mal hin. Und jetzt war es endlich so weit.
Drei Monate Planung und endlich ist es soweit
Meine Mutter hat uns wieder aus Deutschland besucht, und mit einer weiteren Freundin von ihr war unsere kleine Reisegruppe vollständig. Wir haben vier Monate lang geplant und die Vorfreude hatte sich ins unermessliche gesteigert. In das Gebiet Upper Mustang darf man nur mit Guide, und da es im März dort oben noch empfindlich kalt werden kann, haben wir uns auch entschieden Porter zu engagieren, um unsere Wintersachen mitnehmen zu können. Um nach Upper Mustang einreisen zu dürfen braucht man auch ein spezielles Permit. Wir hatten großes Glück, Gisa ist einen Tag vor unserer Abreise angekommen und Dil, der Inhaber der Trekkingagentur mit dem wir alles geplant hatten hat es gerade noch so geschafft, unsere Permits zu organisieren.
Bis nach Pokhara ging es für uns im normalen Touristenbus, von dort aus sollte es im Jeep weitergehen. Normalerweise fliegt man bis nach Jomsom und läuft dann von dort aus los, aber da ich unter schrecklicher Nepal-Domestic-Flugangst leide, haben wir uns für den längeren und auch beschwerlicheren Weg über die Straße entschieden.
Die Straße ist jetzt viel besser – der Weg bis Ghasa
Nachdem wir am Abend in Pokhara noch die letzten Besorgungen erledigt hatten und jetzt gut ausgerüstet waren, ging es am nächsten Morgen früh los. Unser Plan war eigentlich, bis nach Kalopani zu fahren. Bis hier sind es nur ungefähr 120 Kilometer, aber da die Straßenverhältnisse so schlecht sind, braucht man hierfür gut und gerne einen Tag. Es gibt zwar auch Busse, die in einem durchfahren bis Jomsom, aber wir wollten ja unsere Knochen noch ganz haben um wandern zu können… Ich wusste ja bereits, dass die Straße sehr schlecht ist und es ordentlich ruckelt, aber man hatte mir gesagt sie sei jetzt wenigstens ein wenig besser als noch im Oktober. Im Hotel allerdings kam schon die Zusatzinformation: an einigen Stellen wird noch gebaut, es kann sein dass man auch mal warten muss.
Bis Beni war alles super, wir sind gut voran gekommen und waren alle frohen Mutes. Nach einem leckeren Mittagessen ging es dann auf der kleineren Straße weiter. Von besser kann allerdings keine Rede sein, eher war die Piste noch schlechter als vor fünf Monaten. An vielen Stellen hatten die Bagger die Seiten umgegraben, um langfristig eine breitere Schneise zu erzeugen und die Dörfer rechts und links sahen total verwüstet aus. Es holperte ordentlich und ich glaube, in dem Moment haben alle im Auto angefangen, mich für meine Flugangst zu verfluchen.
Die ersten Stunden hatten wir noch Glück, aber nach einiger Zeit traf es uns dann auch – die Straße war gesperrt, da die Bagger gerade arbeiteten. Unser Fahrer versuchte rauszufinden, wie lange es wohl dauern würde, aber die einzige Information die er bekam war: lange. Und das heißt in Nepal nichts Gutes. Nach einer halben Stunde hatten wir dann allerdings nochmal riesen Schwein – ein Armeetransport kam von oben die Straße runter und musste durch, und da musste der Bagger eben schneller baggern. Insgesamt sind wir sicherlich fünf Mal hängengeblieben, manchmal nur zehn Minuten, manchmal über eine Stunde. Insgesamt hat das unsere Fahrt so sehr verzögert, dass es dunkel wurde und wir nachts über die schlechte Straße weiterfahren mussten. Und spätestens da habe ich auch angefangen zu denken, dass ein Flieger vielleicht doch die bessere Wahl gewesen wäre.
Nachdem uns also die Nacht erwischt hatte, sind wir sicherlich noch eine halbe Stunde auf engen Serpentinen immer höher hinauf gefahren. Ich saß rechts und konnte direkt in den schwarzen Abgrund neben mir gucken – keine schöne Erfahrung. Als wir dann in den nächsten Ort Ghasa kamen, haben wir alle einstimmig beschlossen einfach in das nächste Guesthouse zu gehen, das wir sehen und keinen weiteren Meter zu fahren. Wir haben dann sogar ein sehr schönes gefunden und sind dann nach einem leckeren Dal Bhat todmüde ins Bett gefallen. Wir haben zwar eigentlich nichts gemacht, aber die Anstrengung sich in dem ruckelnden und springenden Jeep aufrecht zu halten war dann doch nicht zu unterschätzen. Und hinzu kam noch die Anspannung der letzten halben Stunde im Dunkeln. Wir haben uns jedenfalls alle sehr auf unser Bett gefreut.
Von Ghasa nach Kagbeni
Am nächsten Morgen ging es dann nach einem leckeren Frühstück weiter – und auch erstmal weiter mit Geruckel. Erst nach Kagbeni wurde die Straße dann irgendwann besser, allerdings nur ein wenig. Ab dort zeigten sich auch die ersten großen Riesen des Himalaya: der Daulaughiri und der Nilgiri. Genau hier ist das Tal des Flusses Kali Gandaki auch das tiefste Tal der Welt, der Unterschied zwischen den Bergspitzen und der Talsohle beträgt hier mehr als 5500m. Wirklich ein beeindruckender Ort. Das Klima ist hier schon deutlich anders als noch weniger Kilometer vorher, es wird immer trockener und die Landschaft wird immer karger.
In Marpha haben wir dann eine Mittagspause gemacht und einen ausgiebigen Spaziergang. Wir waren Anfang März noch sehr zu Anfang der Saison da, so dass viele Geschäfte und Hotels noch geschlossen waren. Somit war es auch für mich eine ganz andere Erfahrung als beim letzten Mal in der Hochsaison, wo doch sehr viel los war. Nach einem kurzen Aufstieg zum Kloster mit einem wunderbaren Ausblick ging es wieder zurück und nach einem schnellen Mittagessen auch weiter auf das letzte Stück bis Jomsom, wo wir unsere Träger treffen sollten.
Unsere Permits konnte Dil ja noch ganz knapp besorgen, allerdings hatte er diese daher mit den Trägern im Nachtbus von Kathmandu aus geschickt. Am Vortag hatte das schon Probleme gemacht, da wir schon in Tatopani in die Annapurna Conservation Area eingefahren waren und der Beamte unsere Kopie nicht akzeptieren wollte. Erst durch einen Anruf von ganz oben durften wir weiter fahren. Im Jomsom ging es jetzt aber nicht mehr nur mit Kopie weiter, so dass unsere Träger mit allen Papieren hier zustiegen.
Nachdem alle Formalitäten schnell geklärt werden konnten, ging es dann auf das letzte Stück nach Kagbeni, immer am Kali Gandaki entlang. Leider zog sich das Wetter immer mehr zu, so dass es bei unserer Ankunft sogar ein wenig schneite, und unser Spaziergang in Kagbeni damit sehr kurz ausfiel. Glücklich, endlich angekommen zu sein und unsere müden und durchgeschüttelten Knochen ausruhen zu können, sind wir früh ins Bett gegangen. Draußen hörte man die ganze Nacht den starken Sturm an den dicken Mauern des Guesthouses rütteln und irgendwie wurden wir alle ein wenig nervös. Morgen sollte unser großes Abenteuer so richtig losgehen: unsere Wanderung bis in die Hauptstadt des verbotenen Königreiches Mustang. Was würde uns wohl erwarten?
Wenn Ihr auch einen Mehrgenerationen-Trip plant, in diesem Artikel gibt es tolle Tipps dazu!
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Gela (Mittwoch, 21 März 2018)
Super spannend! Fliegen ist sooooo langweilig dagegen. Stell dir mal vor, ihr wärt geflogen. Dann hättet ihr das alles nicht erlebt und all die Orte nicht gesehen.
Liebe Grüße
Gela
Ines (Samstag, 24 März 2018 16:12)
Wegen des Fluges kann ich Dich voll verstehen. Es ist zwar ein Wahnsinns Panorama, wenn man durch Annapurna und Dhaulagiri quasi durchfliegt, aber richtig doestic flights in Nepal ;)