Nachdem uns der dritte Tag unserer Wandertour in Upper Mustang so schwer gefallen ist und wir ja schon an unserem eigentlichen Mittagsessensstop übernachtet hatten, haben wir am nächsten Tag zusammen nochmal genau überlegt und unsere Pläne geändert. Eigentlich wollten wir in fünf Tagen bis in die Hauptstadt Lo Manthang laufen, dort einen Tag bleiben und anschließend schnell wieder absteigen um die Dauer unseres Permits einzuhalten. Wir merkten aber so langsam aber sicher, dass das nicht möglich sein würde, weil wir einfach zu langsam unterwegs waren. Wir wollten uns ja auch nicht quälen und vor allem auch Zeit für die Kloster und Sehenswürdigkeiten am Wegesrand haben. Also haben wir uns dazu entschieden, langsamer aufzusteigen und am Ende einen Jeep aus Lo Manthang zurück nach Kagbeni zu nehmen.
Mit dieser angenehmen Aussicht vor Augen sind wir dann wieder mit neuer Energie in unseren vierten Wandertag gestartet. Unser heutiges Tagesziel war Ghami, ein etwas größerer Ort ungefähr 15km von Syangboche entfernt. Und wieder mussten wir aufsteigen, es ging wieder mal über einen Pass ins nächste Tal.
Über den Pass - wieder geht es hoch
Zuerst sind wir ein wenig aufgestiegen um das Tal von Syanmoche zu verlassen, und rechts vor uns lag Gheling. Da wir aber ja alle noch ein wenig angeschlagen waren, haben wir den direkten Weg nach Ghami ohne Abstecher zum Kloster gewählt und den Ort rechts liegen gelassen. Nach einigen Kilometern im Tal konnten wir dann schon den Pass sehen, der in vier langen Serpentinenschleifen zu erreichen war. Miriam und ich haben uns für den direkten Weg steil den Berg rauf entschieden und konnten so ordentlich abkürzen – ich muss aber auch zugeben, dass mir ganz schön die Pumpe ging.
Oben waren dann wieder viele Gebetsfahnen aufgehängt und es gab einen riesen Steinhaufen, hinter dem wir uns vor dem pfeifenden Wind verstecken konnten. Nachdem wir uns mit Nüssen und leckeren Chapatis – flache Brote aus Weizenmehl – mit Yakkäse gestärkt hatten, haben wir uns auch kurz auf den wirklichen Passübergang getraut – ich hatte allerdings Angst, dass Miriam mir davonfliegt. Die Aussicht war allerdings echt toll, im Süden sah man die schneebedeckten Riesen des Annapurnamassivs, im Norden die ausgedehnte Ebene von Mustang mit den vielen Tälern, die sich hineinschneiden. Einfach nur wunderschön.
Runter nach Ghami
Vom Pass aus ging es dann natürlich wieder abwärts in Richtung Ghami. Der Wind machte uns heute dann aber doch zu schaffen, an so einigen Engstellen fegte er so dermaßen heftig hindurch, dass ich Miriams Hand wirklich nicht mehr loslassen wollte. Auf einem längeren geraden Stück hatte ich immer wieder das Gefühl, Gesang zu hören. Ich hab mich immer wieder umgeguckt, konnte aber die Quelle der Geräusche nicht erkennen. Irgendwann fiel mir auf, dass sich Gisa auch immer wieder suchend umblickte, und fast gleichzeitig sagten wir: Sag mal hörst du das auch? Ganz deutlich war Gesang in der Luft zu hören. Nach einiger Zeit haben wir dann enttäuscht festgestellt, dass das nur der Wind in den Strommasten war, aber man hatte das Gefühl, dass die Landschaft selbst singt.
Kurz bevor wir Ghami erreichten, brauchte Miriam noch eine Stärkung und als ich ihre Schokolade herausholen wollte, ist mir fast der ganze Rucksack den Hang hinunter geflogen. Wir waren dann alle sehr froh, als wir endlich im Ort angekommen waren und aus dem Wind hinaus kamen.
Angekommen in Ghami - Hustenanfall und Spaziergang
Leider war das größte Guesthouse geschlossen und wir mussten auf ein anderes ausweichen, welches Arjun auch nicht kannte. Anfang März ist noch absolute Vorsaison in Mustang und viele Häuser sind noch geschlossen – ein Preis den wir allerdings gerne zu bezahlen bereit waren, um dafür fast allein unterwegs zu sein. In dem anderen Guesthouse war irgendwie eine ganz komische Stimmung, wir haben uns nicht so wirklich willkommen gefühlt und ich habe Abends auch noch in der Küche am Holzofen einen fiesen Reizhusten bekommen, da der Raum so verraucht war. Aber solche Erfahrungen gehören auch dazu, und es kann ja nicht jede Unterkunft immer so toll sein wie die vorherigen.
Am Nachmittag haben wir dann noch einen Spaziergang durch den Ort gemacht. Zu diesem Zeitpunkt ging gerade die Sonne unter, und aus allen Ecken kamen Pferde, Maultiere und Kühe zusammengelaufen um für die Nacht in die Ställe zu kommen. Oft kannten die Tiere die Wege allein und es war etwas gespenstig, wie diese Gruppen ohne Begleitung durch die Straßen zogen. Der Ort war sehr schön und wir haben viele Maniwände mit den obligatorischen Gebetsmühlen und kleine Stupas und Chorten entdeckt. Am alten Stadttor konnten wir dann noch sehr alte Bilder bewundern, die von innen im Durchgang angebracht waren. Sobald die Sonne dann aber untergegangen war, wurde es wieder schnell kalt und wir haben uns abends schnell in unsere Betten verzogen.
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Angela (Freitag, 11 Mai 2018 21:47)
Liebe Eva,
ich bewundere immer nur, wie Miriam das alles so gut durchhält! Das sind echt harte Trekks. Gute Idee, den Plan zu ändern!
Liebe Grüße
Angela
Eva (Samstag, 12 Mai 2018 03:25)
Liebe Angela,
ja, es war wohl eine gute Entscheidung. Aber Miriam hat mir jetzt wieder in Langtang gezeigt, dass sie unglaubliche Energie hat - sie war immer die erste und manchmal musste ich ihr richtig hinterherjagen :-).
Viele Grüße,
Eva